Her (Spike Jonze, 2013)

© Spike Jonze

Spike Jonzes „Her“ aus dem Jahre 2013 überzeugte Kinogänger weltweit. Die Liebesgeschichte rund um Theodore Twombly und Samantha hebt sich vom Genre-Kino ab, indem sich die beiden Liebenden nie physisch treffen. Wie sollen sie denn auch, wenn Samantha, gesprochen von Scarlett Johansson, gar keinen physischen Körper besitzt? Samantha ist eine künstliche Intelligenz, ein Programm. Sie existiert in der nahen Zukunft von „Her“ nur als Stimme. Eben diese Stimme findet einen Weg Theodores Leben vollkommen zu verändern.

Dabei befasst sich Spike Jonze nicht nur mit Liebe, sondern auch Einsamkeit und Wärme, Distanz und Nähe, Erfüllung und Leere, was es heißt ein Mensch zu sein oder viel mehr ab wann man nicht mehr Mensch ist. Und die Frage, was „Her“ in diesen Bereichen für einen Einfluss haben kann.

Doch wer ist „Her“ überhaupt? Samantha ist nicht die einzige Frau in Theodores Leben, nicht die einzige Frau, die ihn beeinflusst. Theodore trifft im Verlauf des Filmes auf verschiedene Frauen. Auf die Beziehungen zu diesen Frauen habe ich in meinem Kommentar mein Augenmerk gelegt.

Theodore Twombly, verkörpert von Joaquin Phoenix, trägt gerne bunte Hemden, spielt Videospiele, ist kreativ und letzten Endes, einsam. Theodore ist die perfekte Identifikationsfigur für den modernen Menschen.

Für Theodore stellt sich die Frage: Was tun, wenn man nicht von der Vergangenheit loslassen kann? Was tun, wenn das Glücklich-Sein von anderen Menschen abhängig ist?

Theodore ist so distanziert von seinem eigenen Leben, dass er an seinen eigenen Emotionen zweifelt, an seiner Fähigkeit zu Fühlen. Denn ihn kümmert eigentlich gar nichts. Er interessiert sich für nichts. Theodore wartet auf jemanden, der ihn aus seiner Trauer retten kann, ihn daran erinnert, wie es sich anfühlt am Leben zu sein. Jemanden der ihn glücklich macht. Jemanden der glücklich ist zu sein.

© Spike Jonze

Samantha ist dieser Jemand. Sie ist interessiert an der Welt, den Sensationen des Lebens und den mit dem Leben einhergehenden Emotionen. Theodore projiziert seine eigene Unfähigkeit sich zu begeistern auf Samantha und findet dabei Glückseligkeit. Ihre Begeisterung lässt Theodore die Gefühle erleben, die er bei sich selbst misst. Dabei wird Theodore gewissermaßen emotional abhängig von Samantha. Doch sie bringt ihm bei wie er selbstständig glücklich sein kann. Sie zeigt ihm die schönen Aspekte seines Lebens, seine Freunde und seinen Beruf, seine Passion für das Schreiben. Theodore wird es schaffen auch ohne sie glücklich zu sein.

Catherine ist Theodores Ex-Frau. Theodore kann nicht loslassen, immer darauf wartend, dass irgendein Wunder sie beide wieder zusammenbringen könnte. Theodore schwelgt in Erinnerungen und wünscht sich verschiedene „Was-Wäre-Wenn“ Szenarien, in denen sie beide ein anderes Schicksal hätten teilen können. Theodore ist so investiert in seine Vergangenheit, dass die Gegenwart von der verlorenen Beziehung zu Catherine stark eingeschränkt wird. Er weigert sich neue Dinge zu erleben, in der Angst nie wieder zu ihr zurückkehren zu können. Theodore ist abhängig von der Vergangenheit und fürchtet sich vor der Zukunft.

Amy ist seit dem Studium mit Theodore befreundet. Ihre Bindung ist mehr als eine normale Freundschaft, auch wenn Theodore sie von Zeit zu Zeit ignoriert ist es klar, dass sie sich mögen. Amys Entwicklung über den Verlauf des Films ist ähnlich zu Theodores. Sie lässt sich von ihrem Ehemann scheiden, freundet sich mit einer Künstlichen Intelligenz an und findet Erfüllung in ihrem Beruf und ihren Hobbies. Auch wenn sich die beiden ähnlich sind, realisiert Theodore nicht was für eine Art von Freundschaft sie verbindet. Er ist nie abhängig von Amy, aber sie ist immer ein wichtiger Bestandteil seines Lebens. So wie er ein wichtiger Bestandteil ihres ist. 
Das ist der Grund, weshalb sie sich der Zukunft gemeinsam stellen.

Screenshots © Spike Jonze

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